Warum der Lehrerberuf so unattraktiv ist

Der Lehrerberuf wird zunehmend unattraktiver, und die Bundesländer sind kaum bemüht, das zu ändern.

Viele Lehrer arbeiten nicht mehr voll, immer mehr Lehrkräfte reduzieren und arbeiten in Teilzeit. Nach wie vor ist das Berufsbild mit wenig Ansehen in der Gesellschaft gesegnet und die Belastungen nehmen Jahr für Jahr zu. Die Unterrichtsversorgung wird immer schlechter, da können auch die viel beworbenen Seiteneinsteiger nichts aufwerten.

Anstatt den Lehrerberuf, der einst mit zu den attraktivsten in Deutschland gehörte, so zu gestalten, dass ihn wirklich Interessierte gern ausüben, schaffen es die Bundesländer lediglich, ihn als Resteschublade für diejenigen offenzuhalten, die kein allzu gutes Abitur haben.

Wer will schon Sozialarbeit übernehmen und sich mehr mit Verwaltungsaufgaben beschäftigen, anstatt zu unterrichten? Wer will in Prüfungs- und Zeugniszeiten bis zu 60 Stunden pro Woche arbeiten, wenn er doch einen 9 to 5 Job für viel mehr Geld und mit einer besseren Work-Life-Ballance haben kann? Wer will sich mit Kindern herumschlagen, denen die deutsche Sprache fremd ist und die in ihren Traditionen ihrer Herkunftsländer fest verankert sind? Ich könnte endlos weiterspinnen in den Fragestellungen. Doch was macht es für einen Sinn?

Das alles und noch viel mehr müssten die Verantwortlichen längst erkannt haben. Was die Arbeit der Lehrkräfte ausmacht, ist für junge Menschen nicht attraktiv. Sie lechzen nach Flexibilität bei der Wahl des Dientsortes und bei der Stundenplangestaltung. Und sie wollen ihren Unterricht freier gestalten und nicht in ein enges Korsett gezwungen werden. Überambitionierte Eltern, denen von Schulleitungen und Schulaufsichtsbehörden der Rücken gestärkt wird, Mobbing unter Kollegen, kaum Aufstiegschancen und wenn, dann nur durch Vitamin B machen die Lage nicht besser.

Hinzu kommt, dass immer mehr Lehramtsstudenten das Studium abbrechen oder bereits nach dem ersten Staatsexamen bzw. nach dem Master nicht ins Referendariat gehen, sondern sich nach anderen Berufen umsehen. Warum? Weil sie zum Teil schon in den Praktika in schwierigen Klassen verheizt und allein gelassen werden, wiel das Referendariat veraltete Strukturen aufweist und weil vor allem im Referendariat deutlich wird, dass das, was Seminarleiter fordern mal so rein gar nichts mit der Realität zu tun hat.

Der sogenannte Realitätsschock ereilt fast jeden Studenten, der sich das erste Mal als Lehrender in die Schule begibt und merkt, dass er kein Fach, sondern Kinder, Jugendliche oder Erwachsende unterrichtet. Praxis während des Studiums, eine duale Ausbildung oder eine realitätsnahe Betreuung vor Ort und im Studienseminar lassen vielerorts nach wie vor zu wünschen übrig.

In Deutschland hat der Lehrer viel zu wenige Gelegenheiten, das zu tun, wofür er eigentlich in den Beruf gegangen ist. Er möchte jungen Menschen helfen, ihren Weg zu finden, ihnen die Welt erklären und sie darüber unterrichten, was sie wirklich brauchen. Er möchte die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Weg begleiten, Zeit für sie haben und das in Kleingruppen und das nicht in überfüllten Klassenräumen. Ein junger Lehrer liebt das digitale Klassenzimmer, dafür braucht er jedoch die nötige Ausstattung und die erfüllten Rahmenbedingungen, Stichwort WLAN. Wie in den nördlichen Nachbarländern möchte auch ein deutscher Lehrer Freiräume haben, in denen er eigenständige Unterrichtskonzepte entwickelt und erprobt.

Reformen sind dringend notwendig im deutschen Schulsystem. Jedoch sollten diese von Menschen durchgeführt werden, die Ahnung von Bildung haben. Dann hat der einst attraktive und anspruchsvolle Beruf auch wieder eine Chance, ein gutes Image in der Gesellschaft zu erlangen.

3 Antworten auf „Warum der Lehrerberuf so unattraktiv ist

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  1. oh ja das spricht mir richtig aus der Seele! Ich habe das auch erst durch Analyse geändert. Es wäre toll, wenn wir und Lehrkräft mehr zu dem Thema psychoanlytische Pädagogik lernen könnten, da bin ich keine Expertin drinn, aber ich habe jetzt doch schon drei Mal bzw. jetzt einen ersten 3 ECT Kurs mit Gefühlen von Studierenden mit unterrichtet, sodass sie ihre eigene Wahrnehmung gegenüber Theorie entwickelt haben können, als auch Hausarbeiten in denen sie nichts richtig oder falsch machen konnten. Das Problem ist oft, dass der Alltag von uns Menschen, auch Schüler/innen Stressig genug ist. Die Frage ist, wie kann man Stress als Impuls für das Lernen und die Theorie verwenden, statt Stress abzuknüpfen. Gleichzeitig ist dies auch schwer, denn ja, die Ministerien die Lehrinhalte vorgeben. In der Hochschullehre war das dann dadurch möglich, das sich eine Art Theorie-Guideline hatte „wie findet ihr das?“ lässt sich sich recht einfach fragen und auch mit ziehen. Ich mache das auch einfach. Manchmal denke, ich dass wir das brauchen und dann daraus Feedback und Effekte erzielen, die wir dann auch vorschlagen können. Ich denke, dass wir zu oft auf andere warten und dann landen wir wieder in der Vorgabe-schleife. Es ist auch albern, weder macht die Lehre so Spaß zu unterrichten „ich lese euch etwas vor“ [Vorlesung] und man hört zu [zuhören]. Tagsüber möchte ich auch nichts vorgelesen bekommen. Da habe ich kaum Zeit für, wieso dann in der Bildung so sehr lang. In Maastricht hatte ich zum Beispiel 2 x in der Woche 2 Unterrichtseinheiten. Den Rest haben wir uns selbst erarbeitet. Die Vorlesungen waren dem entsprechend auch sehr gut und fördernd. „Was ist schon gut..?“ 😉

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  2. Duplizität der Ereignisse. Hier meine vorhin verfasste Bewertung der von mir längerfristig unmittelbar beobachteten Bildungspolitik:
    *_*
    Eine BILDUNGSEINRICHTUNG der freien TRÄGER
    ist folgerichtig und augenscheinlich
    für die ELTERN der HERANWACHSENDEN
    ein sehr beliebt gewordenes PRESTIGEOBJEKT,
    da das staatlich gelenkte SCHULWESEN
    in den letzten drei JAHRZEHNTEN absolut versagt hat.

    Die URSACHEN für dieses VERSAGEN sind die
    föderalistisch bedingten FEHLENTSCHEIDUNGEN
    aller bildungspolitischen VERANTWORTUNGSTRÄGER
    bezüglich

    der INVESTIONEN in ambitionierte GEBÄUDE
    für KINDERTAGESSTÄTTEN und SCHULEN
    und
    zur erforderlichen HERANBILDUNG qualifizierter
    FACHLEHRER, ERZIEHER und SOZIALPÄDAGOGEN
    sowie
    zur GEWÄHRLEISTUNG des ZUSAMMENWIRKENS
    von SCHULE und ELTERNHÄUSERN.

    Der derzeitige BILDUNGSWEG verläuft seitdem
    auf zwei unterschiedlichen EBENEN
    mit nachhaltigen NACHTEILEN
    für das gesamte BILDUNGSNIVEAU und somit
    auf die innovative ENTWICKLUNG und FORSCHUNG.

    ( Gedanke (61) über die hierzulande offensichtliche Zwei-Ebenen-Bildung _ Zitat _ 29.03.24 )
    ___

    Gesegnetes Osterfest !
    ***

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