Referendariat abbrechen: Ursachen und was du tun kannst

Möchtest du dein Referendariat abbrechen, wirst du ganz schnell zu hören bekommen, dass du dir diesen Schritt doch bitte sehr gut überlegen solltest. Schließlich sei es doch nur eine absehbare Zeit, bis du im krisensicheren und gut bezahlten Lehrerjob ankommst.

Für manche ist es der Praxisschock nach dem Studium , andere fühlen sich mit der geringen Berufserfahrung überlastet, da sie direkt als vollwertige Arbeitskraft eingesetzt werden, wiederum andere erfahren viel zu viel Druck. Hinzu kommt, dass viele ihr Referendariat an einer Schule machen müssen, die ihnen zugewiesen wurde und an der sie sich nicht wohlfühlen. Sie suchen Unterstützung und erfahren sie nicht so, wie sie es sich wünschen und brauchen. Sie fühlen sich allein gelassen.

Manchen fehlt aber auch die Durchsetzungskraft, sich den nötigen Respekt zu verschaffen, den sie benötigen, um sich gegenüber der Schülerschaft zu behaupten. Dauerstress und ein hoher Lärmpegel sowie fehlende Rückzugsmöglichkeiten sind ebenfalls Faktoren, die plötzlich nach dem fünfjährigen Studium auffallen. Da ist es verständlich, dass Zweifel laut werden und sich der Refi fragt: „Will ich diesen Beruf wirklich mein ganzes Arbeitsleben lang ausüben?“

Oft sind die Gründe für den Abbruch sehr individuell zu sehen, vor allem, wenn es daran liegt, dass dem Referendar zwar die Theorie gefällt, das Unterrichten in der Praxis jedoch nicht. Oftmals liegt es aber auch am Stress, der nach dem doch arg schleichenden Studium von null auf hundert hochschnellt. Es kommen eine Unmenge an Unterrichtsbesuchen auf den jungen Lehrenden zu, die alle gut vorbereitet, verschriftlicht und utopisch ausgestaltet werden sollen. Denn eine Nullachtfünzehn-Stunde möchte der Herr oder die Dame vom Studienseminar nicht sehen. Da soll man sich schon mal was Nettes für die Herrschaften ausdenken, ganz egal, ob die gezeigte Unterrichtsstunde sich Millionen von Kilometern an der Realität vorbeibewegt. Hauptsache es kreisen bunte Kärtchen, die Flipchart explodiert und die Leinwand flackert nur so vor Input für die armen Schüler.

Ob du bei aufkommenden Zweifeln und Bauchschmerzen dein Referendariat wirklich abbrichst oder dich bis zum Ende durchquälst, um den Abschluss mitzunehmen, kann dir niemand als Entscheidung abnehmen. Mein Tipp: Höre auf dein Bauchgefühl und achte auf deine Gesundheit. Macht dich bereits das Referendariat so krank, dass du ständig unter körperlichen Symptomen wie Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Angst- oder Panikattacken oder depressiven Verstimmungen leidest, ergründe zunächt die Ursachen.

  • Sind es das Unterrichten und die Schüler, womit du nicht klar kommst, kannst du die Anforderungen des Studienseminars nicht erfüllen und bekommst du ständig ein negatives Feedback, dass du fast in einem Zusammenbruch landest, wird sich das Ganze nach dem Referendariat kaum ändern. Du bist im falschen Job gelandet.
  • Fühlst du dich an der dir zugewiesenen Schule nicht wohl, strebe einen Schulwechsel an. Suche deinen Mentor im Stedienseminar auf. Berichte ihm von deinen Gefühlen und was du erlebst. Eventuell wirst du gemobbt oder negiert. An einer anderen Schule wartet vielleicht ein nettes und unterstützendes Kollegium auf dich und das Referendariat läuft dann für dich ganz positiv.
  • Bedenke: Für einen Wechsel an eine andere Schule oder in ein anderes Bundesland brauchst du in jedem fall die Zustimmung deiner Seminarleitung. Es sind Formalitäten wie Änträge zu erledigen und du musst dich überall an Fristen halten. Erkundige dich rechtzeitig, wenn das deine Lösung darstellt.
  • Eventuell fühlst du dich jedoch an deiner Schule wohl, kommst aber so gar nicht mit dem Seminar zurecht. Dann könnte ein Wechsel des Seminars sinnvoll sein. Die Regelungen dafür sind in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich.
  • Manche Referendare erleben das System Schule so negativ, weil sie an ihre Grenzen stoßen was die Diensthörigkeit anbelangt. Üben Schulleitungsmitglieder, die Schulaufsichtsbehörde oder das Seminar einen starken Druck auf dich aus und kannst du diesem Druck nicht standhalten, weil du jede Anweisung hinterfragt und nicht nachvollziehen kannst, warum dieses und jenes jetzt so von dir verlangt wird, ist auch das ein Punkt, der sich nach dem Referendariat kaum ändern wird. Systemtreue und Ergebenheit vor dem Dienstherrn, Hinnehmen von Anweisungen, ohne sie zu hinterfragen sowie die Bereitschaft, nie und nimmer Kritik zu üben, sind nicht jedermanns Sache und einer der Hauptgründe, warum Lehrer nach einigen Jahren in einen anderen Job wechseln.

Entschließt du dich, das Referendariat abzubrechen, musst du eine schriftliche Kündigung auf den Weg bringen. Anw welche Adresse du sie richtest und welche Formalien du einhalten solltest, verraten dir die Mitarbeiter des Studienseminars.

Nimm auch Kontakt zu deiner Krankenversicherung auf und frage nach, wie es um deinen Versicherungsschutz bestellt ist, wenn du die Kündigung abgibst. Überlege dir auch rechtzeitig, was du nach dem Referendariatsabbruch machen möchtest. Mit deinem Studienabschluss kannst du in vielen anderen Bereichen wie in einer Kita, als Betreuer einer Wohngruppe oder studienfacherorientiert in ganz anderen Berufen arbeiten. Welche Alternativen es zum Lehrerberuf gibt, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

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